Mittwoch, 2. Mai 2012

Leider hat ein Blitzeinschlag den Akku meines Laptops zerlegt. Daher kann ich ihn nur noch benutzen, wenn dann konstanter Strom vorhanden ist. Ich werde weiterhin versuchen diesen Blog immer auf den neuesten Stand zu halten, was jedoch einige Anläufe benötigen könnte und auch Bilder kann ich nicht mehr so viele hoch laden.

Die Situation

Zur zeit gibt es nicht so viel neues zur Arbeit und dem Leben hier zu sagen. Das liegt daran, dass die von der Regierung als Terroristen eigestufte Gruppe der Maoisten, oder auch Naxaliten genannt, in der letzten Zeit sehr aktiv wurde. Nun ist Ausländern die Einreise in unseren Distrikt untersagt und es werden keine Visa mehr für den Staat Orissa vergeben. Wir dürfen nicht mehr auf die Dörfer und selbst eine Erlaubnis zu bekommen um schnell nach Semiliguda auf den Markt zu fahren oder in die nächst größeren Städte Jeypore und Koraput ist ein größerer Akt.
Vor ein paar Wochen wurden zwei Italiener entführt, mit denen die Frau eines Anführers frei gepresst wurde und gleichzeitig wurde ein Politiker entführt mit dem sie immerhin 13 Kammeraden befreien konnten.
Die Regierung hat extra für die Maoisten, die offiziell die "größte interne sicherheits Gefahr" sind, eine Polizeieinheit gegründet. Diese Einheit heißt Cobra und sie hat die Erlaubnis ohne Rechtfertigung und auf Vermutung zu schießen. Aus Erzählungen und Zeitungsartikeln wird schnell deutlich, dass diese Männer ziemlich viel und schnell vermuten. Es ist sehr schwer abzusehen, wie es den Dörfern hier ergehen wird, wenn diese Gruppe in absehbarer Zeit in die Berge vorrückt und die "Operation Green Hunt" beginnt.
Wir müssen nun regelmäßig der Polizei bestätigen, dass wir uns noch auf dem Campus befinden. Außerdem wurde uns von oberster Stelle angeboten Personenschutz zu schicken, falls wir mal den Campus verlassen möchten, was wir jedoch dankend ablehnten.

Ich hoffe sehr, dass sich niemand unnötig sorgen macht. So ein Text hört sich wahrscheinlich schlimmer an, als es letztendlich ist. Wir fühlen uns hier sehr sicher und mir persönlich macht die stark ansteigende Temperatur mehr zu schaffen als die Situation.  

Sonntag, 25. März 2012

Die große Reise

Vom 30.1.12 bis zum 16.3.12 waren wir (Freddy, Mimi, Lena eine Freundin von Freddy und ich) auf unserer Rundreise durch Indien. Es fing an in Varanasi, ging dann weiter über Delhi nach Agra, weiter in die Wüste nach Rajastan, die Küste runter mit einem kleinen Zwischenstopp in den Bollywood Filmstudios nach Goa, gen Osten zum Zwischenseminar nach Chennai und dann über Pondicherry und einem Besuch bei befreundeten Sudenten in Bangalore zurück nach Semiliguda. In der nächsten Zeit wird ein Text nach dem anderen kommen, der die Reiseziele etwas vorstellt.

Varanasi

Unser erster Halt war Varanasi, eine der ältesten Städten Indiens und die wahrscheinlich heiligste, da der hinduistische Gott Shiva sie gegründet haben soll vor einigen tausend Jahren. Einige sagen sogar es sei die älteste noch bewohnte Stadt der Welt. Das für mich besondere an Varanasi sind die Ghats  am Ganges. Die ganze Stadt entlang führen Stufen zum Fluss. Dort werden Pujas (Verehrungen) abgehalten, es wird sich und Kleidung gewaschen und natürlich wird die Asche der verstorbenen Hindus in den Flussverteilt. So ziemlich jeder größere Gott und Teilgruppe des Hinduismus hat ihren eigenen Ghat.
Unser Hotel war direkt am Fluss und man hatte einen tollen Blick von der Dachterrasse. Gerade bei Nacht waren die Lichter am Ganges wunderschön. Varanasi wird auch „City of Lights“ genannt.
Uns ist aufgefallen, dass recht wenig „normale“ Touristen in der Stadt zu finden waren. Die Mehrheit kommt als „Suchende“ nach Varanasi, um sich spirituell zu öffnen, einen Sinn zu suchen oder einfach nur mit einem der vielen Sadhus während einer Chillum Lebensweisheiten auszutauschen. Einen fand ich dabei besonders interessant. Der Mann war ein aus Surinam stammender Holländer und wollte sich in Varanasi auf ein Jahr schweigen vorbereiten. Wie haben ihn auf den Straßen immer wieder zufällig getroffen und nett unterhalten.
An einem der Tage wollten wir uns die Banaras Hindustan University anschauen. Auf dem Campus nahm uns eine der Schülerinnen einfach spontan mit zu ihrer Fakultät, der Faculty of Performing Arts. Dort durften wir uns eine Musikstunde anhören, bei der drei Studenten zu Tabla und Sitar sangen. Einer dieser Studenten erzählte uns, dass er jeden Abend beim Aarti singt. Aarti ist Teil eines Puja, wobei eine Zeremonie mit Feuer abgehalten wird. Dieses Aarti findet all abendlich zu Ehren des Ganges statt. 

Boote am Ganges

Blick vom Hoteldach

Die Ghats


Delhi

Von Varanasi ging es mit dem Zug direkt nach Delhi. Leider konnte ich von dieser Stadt nicht ganz so viel sehen, da ich einen großen Teil der Zeit kränklich auf dem Hotel lag.
Allerdings konnte ich mich noch zu einigen Sehenswürdigkeiten schleppen, wie zum Beispiel dem Lotustempel. Dieser Tempel ist für alle Religionen der Welt geöffnet. Die Innenarchitektur ist sehr einfach und einfarbig hell gehalten und um den Tempel herum befindet sich ein sehr schöner Blumengarten.
Vom Tempel ging es in die Stadt zum Connaught Place. Dieser Platz ist ein großer Kreisel, um den herum unter einer Galerie Geschäfte, Restaurants und ein oder zwei Clubs sind. Das ganze sieht ungefähr so aus wie die Alsterarkaden in Hamburg, nur wesentlich größer. Dort waren wir dann das erste Mal in Indien in einem McDonalds. Hier gibt es aus Rücksicht auf die Hindus nur vegetarische und Chicken Burger. Außerdem ist der Laden hier etwas für die gehobene Mittelschicht und Oberschicht. Es ist umgerechnet fast genauso teuer wie in Deutschland, was bedeutet dass es etwa doppelt bis drei Mal so teuer ist wie ein normales Restaurant hier.
New Delhi ist eine Stadt, wie wir sie in Indien vorher noch nicht gesehen hatten. Die Häuser sind noch recht neu und modern und die Straßen großzügig breit. Außerdem ist alles natürlich etwas teurer als in den anderen Städten, abgesehen von Mumbai.
Während ich auf dem Hotel war machten meine Freunde einen kleinen Ausflug nach Alt Delhi, wo es dann wieder normal war, also enge Gassen, chaotischer Verkehr, Straßenstände und ältere Gebäude.
Was uns auch sehr gefiel, war die Metro. Auch wenn ist oft extrem voll war und Polizisten von außen die Menschen in den Wagon drücken mussten, damit sich die Türen schließen konnten. Wir kamen überall gut hin und die Züge waren alle sehr neu mit elektrischen Anzeigen und Haltestellenansagen, was wir vorher auch noch nie hatten.
Wie überall in Delhi gab es auch hier wieder sehr strenge Sicherheitsvorkehrungen. Frauen und Männer mussten durch getrennte Sicherheitsschleusen mit Metalldetektoren und Hunden, wobei die Männer jedes Mal in einer Schlange warten mussten und die Frauen einfach durch marschieren konnten, weil einfach nicht so viele die Metro benutzen. 
Die ganzen Kontrollen zeigen jedoch nur nach außen hin Sicherheit. Zwei Tage nachdem wir wieder aus Delhi raus waren sahen wir im Fernsehen, dass Anschläge auf israelische Botschaftswagen gegeben hat und auch in der Straße unseres Hotel wurden Bomben gefunden, die jedoch nicht explodierten.         
 
 

Freitag, 6. Januar 2012

Sylvester


Am 27.12. Ging es für uns mit dem Bus nach Chennai. Wir hatten unserem Freund Lenin versprochen ihn in den Ferien zu besuchen und dieses Versprechen haben wir für die Sylvester Party eingelöst. Lenin ist Sozialarbeiter aus Chennai und macht ähnlich wie wir gerade ein Jahr Freiwilligendienst bei WIDA als Teil seiner Ausbildung.
Chennai ist eine der größten Städte, immer heiß und immer voll. Unser größtes Problem war jedoch, dass wir bevor wir los fuhren (wie eigentlich nie) keinen Blick auf den Wetterbericht geworfen haben. Am in der Nacht des 29. traf ein Zyklon auf die Küste des Staates Tamilnadu, dessen Hauptstadt Chennai ist und ab dem 28. fing es ordentlich an zu schütten. Wir hatten jedoch keine Lust die tage im Hotel zu verbringen, zogen uns Badehose, T-Shirt und Flip Flops an und fuhren bzw. schwammen in die Stadt. Die Straßenunterführungen und Gänge zu den Metros standen unter Wasser und die warme Bahn machten die nassen Fahrgäste zur Sauna. Wir machten so gut es ging unser Touristen Programm weiter, was sich dann eher auf die Museen, Häuser von Lenins Freunden und das Kino beschränkte. Somit sahen wir in Chennai unseren ersten Bollywood Film im Kino. Wir wollten unbedingt einen Film mit Shah Rukh Khan sehen und hatten das Glück das gerade sein neuester Film Don 2 im Kino lief. Wir hatten uns auf kitschige Bollywood Lieder und große Gefühle gefreut. Der Film spielte jedoch zu 100% in Berlin und es kam genau ein Lied vor. Ansonsten ist der Film jedoch echt nett zu sehen und ein, hier in Indien, lustiger Mix aus Hindi, Englisch und Deutsch. Uns wurde gesagt, dass er auch in Deutschland laufen würde.
Am 31. Kam dann pünktlich die Sonne raus und wir fuhren an einen Strand ungefähr eine Stunde südlich von Chennai zur Kleinstadt Mamallapuram, deren Tempelbezirk übrigens zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir gingen den Strand entlang, um einen Freund von Lenin zu treffen, der in einem kleinen Fischerdorf lebt. Den ganzen Strand entlang lagen umgeknickte Palmen und ein total zerstörtes Spa Gelände, das zu einem Hotel gehörte. Hier sah man die Auswirkungen des Zyklons wesentlich stärker als in der Stadt. In dem Fischerdorf selber war nicht so viel passiert, außer einigen Booten, die geflickt werden mussten, da nach dem Tsunami 2004 sehr viel Aufbauhilfe geleistet wurde und die Stadt Hütten nun feste Steinhäuser dort stehen. Zur Begrüßung wurden uns Kokosnüsse vom Baum geholt, wobei Lenin seine Kletterkünste zeigen konnte und zum Mittagessen hatten wir extrem leckeren Limonenreis mit Jogurt, was bei den Temperaturen hier sehr erfrischend ist.
Abends ging es dann wieder zurück nach Chennai, um dort am Strand dann Sylvester zu feiern.
Die schönste Zeit in Chennai hatte ich jedoch bei der Familie von Lenin, dessen Mutter uns wie ihre eigenen Kinder behandelte und obwohl sie kein Wort Englisch konnte ohne Pause mit uns redete.  Sie macht wirklich die besten Idlis die man in Indien kriegen kann.