Dienstag, 27. Dezember 2011

Weihnachten in den Bergen

Weihnachten haben wir im Bergdorf Putsil verbracht. Wir wurden von vielen Leuten, wie zum Beispiel unserem Campusgärtner der auch aus Putsil kommt, vorgewarnt, dass wir nicht sehr viel Schlaf finden werden in den Nächten. Genau so kam es dann auch.
Am 24. wurden wir morgens ins Dorf hochgefahren und quartierten uns im dortigen Comunity Center ein. Abends gab es den ersten Gottesdienst bei sehr schönem Kerzenlicht und vielen Liedern.
Nach circa einer Stunde wurde dann alles beiseite geräumt, was sich noch auf dem Dorfplatz befand und die Trommeln rausgeholt. Bis spät in die Nacht oder eher früh in den Morgen wurde Demsa getanzt. Dafür bilden sich eine oder mehrere Gruppen in Reihen. Jeder fasst seinem Vordermann mit der rechten Hand auf die rechte Schulter. Im Rhythmus der Trommeln bewegt sich die Schlange dann vorwärts, wobei der erste der Reihe immer wieder Choreographien tanzt, in die die Gruppe dann sofort mit einsteigt. Dieser Tanz wird hier auf so ziemlich allen Adivasidörfern getanzt, die wir besuchen und nach einiger Zeit bewegen sich die Füße jedes Mal wie von selbst und man nimmt nur noch die Trommeln und die anderen Tänzer wahr.
Als die Trommler nichtmehr konnten wurden die Boxen angemacht und als ich morgens um sechs kurz durch die Kälte aufwachte (hier in den Bergen wird es nachts bis zu 2°C kalt und im Comunity Center war es genau so kalt wie draußen) hörte ich immer noch die Musik aus den Boxen und Stimmen von Jugendlichen.
Am Morgen wuschen wir uns dann mit kaltem erfrischendem Bergwasser wuschen uns die Zähne mit Ästen (Die Menschen holen sich morgens kleine Äste von einem bestimmten Baum, ziehen einen Teil der Rinde ab und kauen einige Zeit auf diesem Ast und viele haben erstaunlich gute Zähne) und warteten am Feuer am Rand des Dorfes auf das Frühstück.
Um 12 Uhr fing der Hauptgottesdienst an. Er ging über vier Stunden und es wurde wieder sehr viel Gesungen und natürlich die Weihnachtsgeschichte erzählt. Am Ende des Gottesdienstes brachten die Frauen Reis, Kokosnüsse und Hühner nach Vorne als  Kollekte.
Sofort wurde wieder alles freigeräumt und die Boxen angeworfen. Zunächst tanzten und hüpften nur die kleineren Kinder über den Platz während die älteren noch schnell etwas aßen und den Rest aufräumten. Dann tanzte wieder das ganze Dorf bis circa sechs Uhr, als einer der Jugendlichen das Mikrophon in die Hand nahm und eine sehr interessante und lustige Auktion begann. Es wurden alle Kokosnüsse versteigert, die vorher zum Altar gebracht wurden und so ziemlich alle haben mitgeboten. Am Ende gingen die Gebote bis zu 100 Rupien hoch (auf dem Markt kostet eine Kokosnuss zurzeit 10 Rupien) und die Stimmung steigerte sich mit jeder Rupie, die geboten wurde.
Als alle Kokosnüsse vergeben waren begann wieder das große Tanzen. Es bildeten sich drei Gruppen, die sich über den Platz schlängelten und es immer wieder geschickt schafften Kollisionen zu vermeiden.
Am nächsten Morgen traf uns dann fast der Schlag als uns gesagt wurde, dass alle Jugendlichen, die mindestens so wenig geschlafen hatten wie wir,  vorhaben eine Partie Cricket zu spielen. Das Cricketfeld von Putsil befindet sich auf einem Plateau über dem Dorf und es dauert ungefähr 20 Minuten zu diesem Feld hoch zu klettern und entsprechend erschöpft kamen Freddy und ich dann auch auf dem Spielfeld an. Das Spiel war im Gegensatz zu den Spielen mit den Kindern vom Campus richtig professionell und ich merkte schnell, dass Cricket doch gar nicht so einfahr ist wie ich bis jetzt dachte. Viele der Jungs spielen in Collegemannschaften und einer wurde sogar zum Testtraining der Auswahl des Bundesstaates Orissa eingeladen.

Für mich hat der Begriff Weihnachten „feiern“  in diesen drei Tagen eine völlig neue Bedeutung bekommen. Es hat wirklich das ganze Dorf drei Tage lang gemeinsam gefeiert. Ein Teil waren natürlich die Gottesdienste und das Tanzen. Ein weiterer Aspekt war jedoch auch, dass am 25. und 26. für das ganze Dorf auf einem Platz am Rand des Dorfes gekocht wurde und über Weihnachten waren immerhin 500 Leute in Putsil. Auch wenn wir zurzeit für die Kindernothilfe die Kinder interviewen sagen bestimmt 95%, dass Weihnachten und nicht etwa der Geburtstag oder andere Feiertage, das ist worauf sie sich am meisten freuen im Jahr und es stimmt, dass ich diese Kinder noch nie so ausgelassen und fröhlich gesehen habe wie während sie zur Musik hüpften und auch ansonsten während der Feiertage.


der Platz wird geschmückt

Gottesdienst bei Kerzenlicht
die Freiluftküche
auf dem Cricketfeld

Putsil vom Cricketfeld

Dienstag, 13. Dezember 2011

Kolkata


Von Bissamcuttack fuhren wir direkt nach Kolkata, einigen vielleicht noch besser als Kalkutta bekannt, zusammen mit Gyde und einem Jungen namens Gabriel, der auch in Bissamcuttack arbeitet und vorher einen Monat in Kolkata gelebt hat. Dort blieben wir vom 2.12. bis zum 5.12.
Für mich ist Kolkata eine Stadt, die zugleich abstößt und anzieht. Ich habe noch nie eine so dreckige Stadt gesehen und gerade dieses Extrem ist nach einer kurzen Gewöhnungsphase auf eine komische Weise interessant. Für die Straßenkinder und die Bewohner der Slums bietet Müll eine kleine Einkunft und schafft somit auf gewisse Weise Arbeitsplätze. Die Bewohner der Stadt müssen sich auch mit dem Dreck abgefunden haben, da sie es sind die den Dreck auf die Straße schmeißen.
Außerdem ist die Stadt extrem voll. Gerade in der engen Altstadt kann man kaum die Straße überqueren und in den engen Gassen nehmen die Stände der Händler fast den gesamten Platz ein. Aber auch damit kommt man mit der Zeit klar und wenn man mal eine kleine Pause von der Hektik auf der Straße braucht bietet Kolkata immer wieder kleine Oasen zum entspannen und sogar Natur genießen.
Zum Beispiel waren wir auf einem alten Friedhof aus der Kolonialzeit mit Gräbern ehemaliger Generäle der East India Trading Company aus dem 17. Jahrhundert. Die alten, großen Gräber waren zwar noch alle sichtbar, aber ansonsten kam man sich durch die Lianen behangenen Bäume vor wie im Dschungelbuch.
Ein zweiter recht interessanter Ort war eine armenische Kirche, die den Opfern des türkisch armenischen Krieges gewidmet war und obwohl wir direkt am Markt in der Altstadt waren war es extrem ruhig auf dem Gelände.
Erstaunlich entspannt war auch unsere Zeit bim Victoria Memorial. Obwohl das eine der Hauptattraktionen ist in Kolkata konnten wir uns wirklich schön auf dem Rasen im Garten ausruhen.
Am Sonntag waren wir dann im deutschen Konsulat zum Adventskaffee trinken. Für uns war es echt nett in Indien deutsche Weihnachtslieder zu singen und Kuchen zu essen, von dem man nicht sofort einen Zuckerschock bekommt.
Ansonsten haben wir noch einige Dinge gesehen und erlebt, über die ich noch ausführlicher separat schreiben werde, wie zum Beispiel unsere Begegnung mit Sadhus, ein Ausflug zum Müllberg von Howrah und natürlich die Zugfahrten. 

Müll auf der Straße


der alte Friedhof

Hof der armenischen Kirche

Victoria Memorial


 
Sadhus

Auf unserem Weg durch Kolkata hatten wir eine sehr interessante Begegnung mit Sadhus. Sadhus sind Hinduisten, die völlig dem weltlichen Leben entsagen. Unsere Sadhus haben in einem kleinen Gebäude direkt am Ghat unter der Howrah Bridge gelebt. Ein Ghat ist eine Treppe zu einem Fluss zum rituellen waschen und die Howrah Bridge ist die meist befahrene Brücke der Welt. Kolkata liegt am Fluss Hugli, der ein Seitenarm des Ganges ist, weshalb ihm auch gewisse heilige Kräfte zugeschrieben werden.
Das Treffen war sehr herzlich. In etwas gebrochenem Englisch haben sie versucht uns ihre Götter zu erklären und außerdem wurde sofort jemand losgeschickt, um uns Chai (Milchtee) zu besorgen. Regelmäßig wurde Gabriel ein Handy gegeben, damit er mit dem Guru der Sadhus reden konnte, der sich natürlich sehr darüber freuen würde auch unser Guru zu werden.
Am Ende haben sie uns noch einige Positionen zum Meditieren gezeigt, die wir jedoch alle nicht nachmachen konnten. Bei einer Position musste man sich im Schneidersitz setzen, die Arme durch die Beine auf den Boden stellen und diese dann durchdrücken, so dass man dann einen Handstand im Schneidersitz macht. Keiner von uns war jedoch gelenkig genug das zu schaffen, auch wenn wir es später noch einige Male versucht haben.
Der einzige unschöne Moment war, als plötzlich ein weiterer Sadhu mit einem Messer bewaffnet auf uns zukam. Als er bei uns ankam, fing er an auf Bengali zu schimpfen und mit dem Messer vor meinem Gesicht zu fuchteln, da ich ihm durch Zufall am nächstem saß. Der Mann musste bei unseren neuen Freunden jedoch schon bekannt gewesen sein, da sie sofort einen ihrer Schüler, der zufällig bei der Armee war, anwiesen den Mann wegzuschieben, was natürlich einem älteren Mann gegenüber extrem respektlos ist. Jedoch blieb ein recht mulmiges Gefühl nach dieser kleinen Messerattacke.
Zum Abschied haben sie uns nach einer kleinen Spende gesegnet, indem uns Asche auf die Stirn gedrückt wurde und wir haben gemerkt, dass sie sich wirklich darüber gefreut haben, dass sie unsere Gastgeber sein durften. Mimi und Gyde mussten sich die Asche jedoch selber auf die Stirn drücken, da diesen Sadhus verboten war Frauen zu berühren.

Der Ghat

 
Ghat von der Brücke

Brücke vom Ghat



Eingang zum Ghat

Sadhu im Handstand

Sadhu
Der Müllberg von Howrah

Den wohl interessantesten und bedrückendsten Ausflug in Kolkata machten wir zum Müllberg von Howrah. Ich kann nicht sagen wie viel Müll dort liegt, von wo der überall her kommt und wie hoch die Berge genau sind aber wenn man davor steht verschlägt es einem den Atem und nicht nur wegen der Luft. Der Hügel ist sicherlich 25-30m hoch und erstreckt sich über bestimmt fünf Fußballfelder oder mehr. Und das schlimmste daran ist, dass er einfach so mitten in der Stadt steht, ohne Zäune oder andere Absperrungen und um den Berg herum bildete sich mit der Zeit ein großer Slum. Wir gingen einige Schritte in den Berg hinein, wo sich eine Straße befand für die Laster, die den Müll auf den Berg fahren und gerade als wir oben ankamen sahen wir wie einer dieser Laster entladen wurde. Kleine Kinder liefen durcheinander und sammelten Plastik auf, das sie weiter verkaufen können und die älteren Jugendlichen standen auf dem Laster um den Müll hinunter zu schaufeln. Zwischen allen diesen Leuten liefen mindestens drei Mal so viele Schweine herum, die mit ihrer Nase den Müll nach Essbarem durchpflügten. Das Auffälligste war jedoch der Rauch der über dem ganzen Berg hing. Zwar waren überall kleine Feuer verteilt auf denen Müll verbrannt wurde, jedoch schien auch der ganze Berg an sich zu qualmen.
Der Grund warum wir nach Howrah fuhren war, dass Gabriel uns zwei Freunde vorstellen wollte, die dort auch freiwilligen Arbeit machen und unteranderem in einer Schule arbeiten, wo Kinder aus diesem Slum unterrichtet werden, um sie von dem Müllberg herunter zu holen. 


Donnerstag, 8. Dezember 2011

Bissamcuttack


Vom 28.11. bis zum 1.12.2011 waren Freddy, Mimi und ich zusammen in der Kleinstadt Bissamcuttack. Dort haben wir unsere Freundin Gyde besucht, die im Christian Hospital Bissamcuttack für drei Monate arbeitet.
Wir haben über die wenigen Tage einen sehr interessanten Einblick in den Alltag im Krankenhaus bekommen und durften bei jedem Arzt mal vorbeigucken.
Beim Kinderarzt waren sehr viele Kinder mit Malaria und oft kam für sie die Behandlung viel zu spät, weil die Eltern erst im letzten Moment zum Arzt gehen oder die Dörfer einfach zu weit weg liegen, um eben mal ins Krankenhaus zu fahren.
Außerdem durften wir uns die Geburtenstation genauer angucken. Dir Kinder haben im Durchschnitt nur etwa 1,5 kg das ist extrem wenig im Vergleich zum deutschen Durchschnitt von etwa 3,5 kg. Das Problem ist, dass die meisten der Mütter noch sehr jung sind und die Mehrzahl der Frauen viel zu wenig Nahrung bekommen während der Schwangerschaft. Viele der Kinder brauchten immer wieder eine Herzmassage und künstliche Beatmung während wir auf der Station wahren, weil sie zu schwach waren um selber zu atmen und das Herz regelmäßig aussetzte.
Für mich persönlich war jedoch die Zeit bei den Chirurgen am interessantesten. Wir durften bei insgesamt fünf Operationen zuschauen. Weil ich beim Anblick der Operationen nicht schwitzend zusammengebrochen bin oder mit Würgereitz den Raum verlassen musste durfte ich bei der letzten OP sogar assistieren und die Wunde aufhalten, während die Chirurgen im Körper zugange waren. Am faszinierendsten war für mich jedoch ein Kaiserschnitt. Es war ein toller Moment, als nach einigen vorsichtigen Schnitten ein schreiendes Baby aus dem Bauch gezogen wurde. Das Kind war erstaunlich groß und sehr gesund und den Schwestern war die Freude und Erleichterung sehr anzusehen.
Die Philosophie des Krankenhauses ist das von den Ärzten so genannte „Robin-Hood-Prinzip“. Sie ködern mit ihren sehr guten Dienstleistungen die Reichen aus der Umgebung, um mit dem eingenommenen Geld dann die armen zu behandeln, die selber einen Krankenhausaufenthalt auf keinen Fall bezahlen könnten. Trotzdem sind sie natürlich auch auf Spenden angewiesen, weshalb sie sehr eng mit dem NMZ zusammenarbeiten.
Auf dem Gelände befindet sich außerdem noch eine erstaunlich gut ausgestattete Schule mit sehr schönen Physik-, Chemie-, Bioräumen und sogar einem Computerraum, wo die Kinder gerade das Umgehen mit Powerpoint gelernt haben, als wir reingeschaut haben.

bereit zum arbeiten

2 Schwestern im OP

Samstag, 26. November 2011

Kindernothilfe


WIDA arbeitet schon seit vielen Jahren mit der Kindernothilfe zusammen. Seit 2009 arbeiten sie auch im Bereich der Kinderpatenschaften mit der deutschen Organisation zusammen. Insgesamt werden so 300 Adivasi- und Dalitkinder aus dem Koraput District unterstützt. Anders wäre es ihnen nicht möglich zur Schule zu gehen oder sogar einfach genügend Nahrung zu bekommen. Überall sieht man hier tagsüber Kinder auf den Feldern arbeiten, die Kuhherden weiden oder in Semiliguda auf der Straße betteln. Auch während meiner Zeit in Kondh Pungar habe ich in der ganzen Woche nur einmal ein Kind von der Schule zurück kommen sehen. Als ich einige Kinder gefragt habe, warum sie nicht in der Schule seien, antworteten sie entweder, dass ihr Lehrer einfach nicht gekommen sei, oder er sich krankgemeldet hat.
Dieses „Lehrerproblem“ ist sehr gravierend in Orissa. Keiner überprüft ernsthaft die Anwesenheit der Lehrer in den abgelegenen Schulen, wodurch die Lehrer einfach nicht kommen müssen und ihr Geld leicht verdienen. Eigentlich gibt es in jedem Dorf einen Ausschuss, der sich um die Schulangelegenheiten, also auch die Lehreranwesenheit, kümmert. Es ist jedoch sehr einfach für die Lehrer die Dorfbewohner einzuschüchtern, da Leuten mit Bildung hier sehr großer Respekt entgegen gebracht wird und es kaum einer wagt sich jemandem mit einer Position, wie der eines Lehrers, entgegenzustellen, auch wenn sich die Betroffenen natürlich sehr unfair behandelt fühlen. Wer sich als einzelne Person gegen den Lehrer stellt muss damit rechnen, dass sein Kind in der Schule keine Chance auf eine gerechte Behandlung hat. Auf der anderen Seite erfährt jemand, der auf die Seite des Lehrers stellt, die Ablehnung des ganzen Dorfes, bekommt jedoch oft etwas Geld vom Lehrer und dem Kind geht es auch besser. Stellt sich ein ganzes Dorf gegen den Lehrer, wie es auch schon oft vorgekommen ist, so kommen die Lehrer meistens garnichtmehr in die Schule. Als WIDA dann bei der Regierung das Problem angesprochen hat, bekamen sie die Antwort, dass sich der Lehrer stark bedroht gefühlt hat und beschützt werden muss. Das zeigt, dass die Behörden sehr hinter den Lehrern stehen und keine Maßnahmen gegen die Verhältnisse ergriffen werden.
Vom 16. bis zum 19.11.2011 waren wir mit einigen WIDA-Mitarbeiten in der Küstenstadt Vishakhapatnam auf dem 11. Kindernothilfe Partners Meeting.  Dort trafen sich alle Partnerorganisationen der Kindernothilfe aus Indien. Sie stellten sich ihre Projekte gegenseitig vor tauschten sich über ihre Arbeiten aus. Das Hauptthema war „Right to Education“ und es wurden Wege ausgearbeitet, um die Probleme stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und die Regierung stärker unter Druck zu setzen. Die Bridge Course Camps von WIDA sind ein Teil dieser Aktionen. Dort werden Kinder, die entweder noch nie in der Schule waren, oder aber auf Grund von verschiedenen Gründen nichtmehr zur Schule gehen können, auf die normale Schule vorbereitet. Der Unterricht findet insgesamt zehn Monate lang statt. In dieser Zeit werden die Kinder auf die 5. oder 7. Klasse vorbereitet, damit sie ihre Ausbildung auf einer normalen staatlichen Schule abschließen können. Somit wird ihnen die Möglichkeit gegeben die verpassten Unterrichtsinhalte aufzuholen. Für viele Kinder ist dies die letzte Möglichkeit überhaupt noch zur Schule zu gehen. Die meisten mussten zuhause bleiben, um ihren Eltern auf dem Feld zu helfen, oder die Eltern hatten einfach kein Geld, um das Kind zur Schule zu schicken. Ein Mädchen zum Beispiel wollte unbedingt zur Schule im 3 km entfernten Nachbardorf. Der Weg dorthin war jedoch zu gefährlich, als dass sie dort alleine hätte hingehen können und ihre Mutter hatte nicht genügend Geld, um sie auf eine staatliche Schule mit Schlafmöglichkeit zu schicken. Somit ist sie jahrelang nicht zur Schule gegangen, bis sie von dem Bridge Course Camp gehört hat und ihre Mutter gebeten hat sie dahin zu schicken.
Eigentlich muss per Gesetz jedes Kind in Indien eine Grundschule in 1 km Entfernung haben. Auf den Dörfern in dieser Gegend können die Kinder jedoch froh sein, wenn sie nur 3 km gehen müssen.

In den nächsten Monaten werden wir für WIDA und die Kindernothilfe die Berichte über die 300 Kinder, die hier mit Geldern unterstützt werden, überarbeiten und neuschreiben. Hierzu werden wir auf die Dörfer fahren und die Kinder interviewen. Diese Berichte werden dann an die Kindernothilfe nach Deutschland geschickt und von dort an interessierte Spender verteilt, die dann das Kind ihrer Wahl finanziell unterstützen.
Hier auf meinem Blog findet ihr unter „interessante Seiten“ einen Link zum Artikel über die Zusammenarbeit von WIDA und der Kindernothilfe auf deren Website.




Kinder mit Slogans

Stundenplan am Bridge Course Camp

Bridge Course Camp für Jungs

Samstag, 29. Oktober 2011

Meine erste Dorfwoche


Das Dorf

Das Dorf, in dem ich vom 15. Bis zum 21. 10. eine Woche verbracht habe nennt sich Kondh Pungar. Es liegt in den Bergen in der Nähe der kleinen Marktstadt Kunduli, ungefähr 3 Kilometer von der Hauptstraße entfernt und besteht aus 20 Familien und ca. 100 Einwohnern. Die Häuser  wurden in zwei Reihen Wand an Wand gebaut  und zwischen diesen Reihen befindet sich ein langer gepflasterter Platz mit einem kleinen Kanal in der Mitte. Dieser Kanal geht von einem Teich oberhalb des Dorfes durch das Dorf und auf der anderen Seite wieder hinaus. An vielen Stellen zweigen Arme in die Felder ab, um diese zu bewässern. In Norden, Osten und Süden ist das Dorf mit Bergen umgeben und nur im Westen führt eine Straße aus dem Dorf durch die Felder über einige Hügel an einem großen Internat vorbei zur Hauptstraße, die in der einen Richtung nach Semiliguda und in der anderen Richtung nach Kunduli geht.
Hinter den Häusern befinden sich in kleinen Ställen die Kühe, Ziegen und Hühner. Die Kühe werden nicht für Milch sondern fast nur für die Feldarbeit benutzt und befinden sich ansonsten tagsüber in den Hügeln um das Dorf herum. Die Hühner und halbwilden Hunde laufen den ganzen Tag durchs Dorf, ohne dass irgendwie zu erkennen wäre zu wem sie gehören und wie sie immer wieder abends zurück kommen.

Blick auf die Felder vom Dorf (morgens)

Blick während des Feuerholz sammelns

Die Unterkunft

Geschlafen habe ich eine Woche im sogenannten Community Center, einem kleinen Raum am Ende des Dorfes. Dort schlief ich auf dem Boden zusammen mit mehreren Jugendlichen aus dem Dorf, die mich dort nie hätten alleine schlafen lassen und sich extra vor die Tür gelegt haben, während ich im sicheren hinteren Teil des Raumes schlafen durfte. Obwohl es tagsüber bis zu 35°C heiß war, musste ich trotzdem mit Strümpfen, langer Hose, Pullover und doppelter Decke schlafen, da es über Nacht auf nur 2°C abkühlte und es keinen Unterschied zwischen der Temperatur drinnen und der Temperatur draußen gab.
Die Toilette befand sich etwas außerhalb, hinter einem Haus, welches noch im Bau war und war nur für Besucher, da ansonsten jedes Haus ein eigenes Klo im kleinen Hinterhof hatte. Die Toilette war eigentlich Klo und Dusche in einem. Zum einen ein Loch im Boden und zum anderen ein Wasserhahn an der Wand.
Essen bekam ich von der Familie des Dorfführers. Mal hat seine Frau gekocht, mal der Sohn Suri und mal Lenin (ein Student aus Chennai, der auch bei WIDA zu besuch ist), Mohan (der WIDA Mitarbeiter, der teilweise auch in Kondh Pungar lebt) und ich. Zum Frühstück gab es Reis mit Dal (eine Linsensoße, die fast immer zu Reis gegessen wird) und gekochtes Gemüse. Zum Mittag gab es das selbe wie zum Frühstück, da vormittags alle auf dem Feld, in den Bergen oder an der Straße arbeiten und daher morgens schon für den Mittag mit kochen. Abends gibt es dann wieder Reis mit Dal oder Samba (ähnlich wie Dal nur dünnflüssiger und mit mehr Gemüse) und gekochtem Gemüse. Also drei Mal warm, was hier ziemlich normal ist und da die Arbeit auf dem Feld sehr anstrengend ist gibt es immer reichlich, vor allem morgens. Zwei Tage nach meiner Ankunft wurde auf dem Nachbardorf eine Kuh geschlachtet, wo die Jungs mich mit hin nahmen. Abends gab es dann also als großes Festessen Kuh und hierzu wurde wirklich alles gegessen, was eine Kuh so hergibt. Also vom normalen Fleisch über die Zunge, Herz, Leber, Haut bis zum Gehirn. Wahrscheinlich denken jetzt einige, dass „der Inder“ doch gar keine Kuh essen darf. Die Adivasi sind jedoch oft keine Hindus, sondern praktizieren ihre eigenen Naturreligionen, welche sich über Jahrhunderte in ihren Dörfern entwickelt haben. Einige wurden Christen, einige Hindus und die meisten blieben bei ihrer alten Religion und übernehmen wenn überhaupt nur einige Dinge, die ihnen gefallen von anderen Religionen.
Einige Tage später wurde in der Nähe des Dorfes dann ein Wildschwein gefunden, welches ebenfalls gerecht unter allen Familien verteilt wurde und ebenfalls sehr lecker zubereitet und vollständig verspeist wurde.

Mein Tagesablauf


Eigentlich habe ich die Woche über so ziemlich das gemacht, was die Leute, mit denen ich gelebt habe, gemacht haben und weil es so heiß und anstrengend war tagsüber, konnte ich nachts immer herrlich schlafen.
Die meisten standen morgens immer noch vor Sonnenaufgang auf, also gegen 5 Uhr. Am Anfang bin ich noch mit aufgestanden. jedoch wurde es die Woche über immer später, da die Jugendlich, die im selben Zimmer schliefen auch nicht viel vom frühen aufstehen der Erwachsenen hielten. Viele saßen dann erst mal vor ihren Häusern um kleine Feuer herum, um sich zu wärmen, bis es hell genug war um mit der ersten Arbeit zu beginnen.  Zwischen 7 und 8 Uhr gab es eine Tasse Chai. Chai ist schwarzer Tee, nur dass statt Wasser Milch benutzt wird und je nach Geschmack auch noch Gewürze, wie zum Beispiel Ingwer und Kardamon. Dann wurde das Frühstück zubereitet und zwischen 9 und 10 Uhr gegessen. Zwischen aufstehen und frühstücken, gingen viele schon auf die Felder, um die kühle Morgenluft zu nutzen. Dann wurde wieder bis zum Mittagessen gearbeitet, während die Temperatur gnadenlos anstieg. Nach dem Mittagessen ging es wieder an die Arbeit, wobei jedoch einige wegen der hohen Temperatur eine kleine Pause gemacht haben. Gearbeitet wurde dann bis es dunkel wurde, also bis ungefähr 6 Uhr. Danach bildeten sich wieder kleine Gruppen um die Lagerfeuer und es wurde sehr viel geredet und gesungen, nur dass ich leider nicht so viel verstanden habe. Im ganzen Dorf gab es nur einen Mann, der etwas gebrochenes Englisch konnte und ich kann leider noch weniger Kuwi (die Sprache, die von den meisten Adivasi gesprochen wird) und auch noch nicht so viel Oriya (die Sprache, die in Orissa gesprochen wird), dass ich die langen Lieder verstehen könnte. Zwischen 9 und 10 Uhr gingen dann die meisten wieder ins Bett.
Tagsüber habe ich verschiedene Leute bei ihrer Arbeit begleitet und so gut es ging mitgearbeitet. Ich ging mit einer Gruppe Mädchen in den Bergen Feuerholz holen, habe einen Hirten begleitet und so gut es ging beim Pflügen geholfen. Als ich dort war hatte es schon seit über zwei Wochen nicht mehr geregnet. Daher musste ich mit mehreren Jugendlichen die eine Wasserpumpe, die das Dorf hat, von Teich zu Teich tragen, um die Felder zu bewässern. Mohan sagte mir am Tag bevor ich das Dorf wieder verlassen musste, dass die Regierung kurz davor war Dürre auszurufen, für diese Region und das machen sie wirklich erst, wenn es wirklich schlimm ist, da sie dann die Bauern unterstützen müssen. Zum Glück hat das Dorf über die ganzen Felder verteilt kleine Teiche angelegt, von denen sie Wasser abpumpen können. Außerdem wird zurzeit eine Straße von der Hauptstraße bis nach Kondh Pungar gebaut, an der die Dorfbewohner selber arbeiten. Dafür bekommen sie 90 Rs pro Tag, was umgerechnet ungefähr  1,40 € sind. Ich selber habe kurz den Zement, der von einem Jugendlichen an gemischt wurde in Schüsseln geschaufelt, die die Frauen dann auf ihren Köpfen dorthin balancierten, wo eine kleine Mauer zur Abgrenzung der Bewässerungsgräben gebaut wurde. Den ganzen Tag über wurde der extrem schwere Zement geschleppt, wobei einige Mädchen nicht älter als 14 Jahre alt waren.
Nach getaner Arbeit wurde ich dann von einigen Jugendlichen ins Nachbardorf mitgenommen, um mit ihnen eine Runde Reisbier zu trinken und zu entspannen.
Ansonsten habe ich viel mit den Kindern gespielt, die während die Leute ab 14 Jahren auf den Feldern gearbeitet haben gegenseitig auf sich aufgepasst haben. Oft müssen Mädchen, die in Deutschland nicht einmal in der Grundschule wären auf ihre kleinen Geschwister aufpassen und tragen sie überall mit hin. Außerdem habe ich spontan einer Gruppe Mädchen Fahrradfahren beigebracht, was jedoch recht schwer war, da es im ganzen Dorf nur Fahrräder für Erwachsene gab.

Pflügen der Felder

Der Hirte Suri

Diese Woche war bis jetzt hier in Indien das intensivste Erlebnis. Ohne Dusche, Toilette und sauberes Wasser ist das Leben doch sehr anders, jedoch nicht unbedingt schwieriger, wenn man sich darauf einlässt. Die Menschen auf den Dörfern sind alle sehr herzlich und nett und obwohl sie selber fast nichts haben, kommt es einem als Besucher immer so vor, als würde es einem an nichts fehlen.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Children Movement for Climate Justice

Am  4. und 5. 10. wurde hier auf dem Gelände von WIDA ein regionales Treffen des Children Movement for Climate Justice (CMCJ) gehalten. Hierzu trafen sich drei Kinder- und Jugendgruppen aus den Staaten Orissa und Andhra Pradesh um sich über die Gründe und Auswirkungen des Klimawandels auszutauschen. Viele der Kinder haben in ihren Gruppen schon sehr viel über dieses Thema gelernt und wir merkten schnell, dass die Kinder mit einer etwas praktischeren Variante von Naturschutz groß werden. So wurde zum Beispiel zum Thema Recycling vorgeschlagen, die Hälse der Plastikflaschen abzuschneiden und den unteren Teil der Flasche als Stiftständer zu benutzen. Auf den zweiten Blick erscheint das hier wirklich als die beste Möglichkeit, da es keine öffentlichen Mülleimer oder Sammelstellen für Dinge wie Plastik gibt und erstrecht kein Pfandsystem.
Eine Gruppe ist bei diesem Treffen am meisten aufgefallen. Sie trifft sich jeden Sonntag in Andhra Pradesh und wird von der Frau unseres Chefs Stanley geleitet. Sie haben regelmäßige Fernsehauftritte und Treffen mit Politikern und werden unteranderem von der Kinder Nothilfe aus Deutschland unterstützt. Außerdem sind sie oft unterwegs um die verschiedenen Ökosysteme ihrer Umgebung zu Registrieren und zu untersuchen. Dies reicht von den Feldern der Bauern über Seen und Flüsse bis zur Küste.
Alle Kinder der Gruppen kommen aus sehr armen Familien und viele brauchen Unterstützung von Organisationen wie WIDA, damit ihre Eltern sie in die Schule lassen und nicht auf den Feldern benötigen werden.
Ein Höhepunkt des Treffens war der kulturelle Abend. Hier wurde Theaterstücke zum Thema Waldsterben und den Problemen der Ureinwohner aufgeführt. Am meisten Energie steckten die Jungs jedoch in die Bollywoodtänze, von denen sie erstaunlich viele auswendig kennen und wie ein Held, der noch vor Sekunden ganz Indien gerettet hat, zelebrieren.
Am Abreisetag wurde wir um fünf Uhr morgens von allen Kindern aus dem Schlaf geschrien und geklopft, weil sie uns unbedingt noch verabschieden wollten. Auch wenn wir am Abend vorher schon gewarnt wurden, haben wir uns doch erschrocken, als eine Horde von Kindern versuchte das Zimmer zu stürmen, was wir zu Glück aus weiser Voraussicht gut verriegelt hatten.

bei der Arbeit

Vortrag von einem Mädchen

Die ganze Gruppe

Montag, 3. Oktober 2011

Gottesdienst und Elefanten


Am 3.10.11 haben wir drei zum ersten Mal einen indischen Gottesdienst besucht und man kann nicht sagen, dass es in irgendeiner Weise mit deutschen Gottesdiensten zu vergleichen ist. Wir wurden vom Pastor Dinesh auf sein Dorf Letiguda eingeladen. Wir hatten ihn schon in Hamburg kennengelernt, da er ein sehr guter Freund unseres Oriyalehrers ist und kurz bevor wir nach Indien fuhren in Hamburg einen Sprachkurs besuchte. Kurz nachdem wir dann hier waren besuchte er uns hier auf dem Campus und lud uns zu sich ein.
Insgesamt waren wir 4 Stunden in der Kirche, haben nicht wirklich viel verstanden und trotzdem war mir überhaupt nicht langweilig. Teilweise war die Stimmung in der Kirche mit einem überdurchschnittlich guten Rockkonzert vergleichbar. Die Jugendlichen des Dorfes hatten Tanzchoreographien einstudiert zu ihren Liedern und wurden von einem wirklich guten Schlagzeuger begleitet, während die ganze Kirche mit klatschte. Am Anfang wurden wir als Gäste vorgestellt und von einigen wichtigen Leuten begrüßt. Die Predigt war eine sehr interessante Mischung aus spirituellen und praktischen Ratschlägen und wir hatten das große Glück, dass einige Jugendliche in der Lage waren uns ein bisschen was aus Oriya in Englisch zu übersetzen. Zum Beispiel gab Dinesh eine Anleitung, wie man am besten mit Elefanten umgeht, die zurzeit ein großes Problem sind in Letiguda, worüber gleich ein bisschen was kommt. Zum Abendmahl jeder einzeln nach vorne gebeten. Am Ende gab jeder etwas in die Kollekte für die Kirche. Diese Spende reichte von Beuteln mit Reis über Geld bis hin zu Hühnern, die zum Altar gebracht wurden. Zwischendurch hatten wir uns schon gewundert, warum jemand ein Huhn mit in die Kirche gebracht hat, welches erstaunlich ruhig blieb. Anscheinend werden teilweise sogar Ziegen und Kühe mitgebracht. Jeder Vorne am Altar war schüttelt dem Pastor, dem Dorfvorsitzenden und dem Schatzmeister die Hand, um sich dann hinter diese in eine Schlange aufzustellen. So hat am Ende jeder der 300 Besucher jedem anderen die Hand geschüttelt. Viele Mädchen und einige Frauen berührten als Zeichen des Respekts den älteren Männern uns als Gästen die Füße nachdem sie uns die Hand geschüttelt hatten.
Nach dem Gottesdienst wurden wir von Dinesh zum Essen bei ihm zuhause eingeladen. Vor zwei Jahren wurde er Pastor in Letiguda und den benachbarten Dörfern und hat seit dem sehr viel bewegen können. Zum Beispiel hat eine Pfadfindergruppe gegründet, nachdem er eine in Deutschland kennengelernt hat,  bei der alle Jugendlichen des Dorfes mitmachen. In dieser Gruppe lernen sie ihre Umgebung kennen und lernen einiges über aktuelle Themen, wie Klimawandel und Naturschutz. Jeden Sonntag gibt es außerdem noch eine freiwillige Sonntagsschule und täglich Nachhilfeunterricht. Regelmäßig pflanzen die Jugendlichen Bäume und legen eigene Gärten mit Obst und Gemüse auf dem Gelände der Kirche an. Kurz bevor es dunkel wurde machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch das Dorf und über das Kirchengelände. Um einen kleinen Blick auf den Friedhof zu werfen mussten wir etwas aus dem Dorf gehen, da dieser auf der anderen Uferseite eines kleinen Flusses liegt, damit keine Geister von dort ins Dorf gelangen. Auf dem Weg dorthin sahen wir dann plötzlich, wovon uns schon die ganze Zeit erzählt wurde und was wir eigentlich nicht zu hoffen gewagt hatten. Auf der anderen Seite vom Fluss oben auf dem nächsten Hügel wanderten drei Elefanten. Ein kleiner und zwei sehr große. Diese Gruppe von insgesamt neun Elefanten tyrannisiert schon seit einigen Tagen die Gegend um Letiguda und in der Nacht vor unserem Tag hatten sie mal wieder das Dorf besucht und es war noch viel von der Verwüstung zu erkennen. Umgeknickte Bananenbäume, kaputte Häuser und Reste von den Feuerbarrikaden, mit denen die Einwohner versucht hatten die Gruppe aufzuhalten. Das ganze Dorf war die Nacht über wach, um die Elefanten mit Trommeln, Feuer und Stöckern fernzuhalten, was jedoch nicht viel gebracht hat. Der Erzählung nach soll einer der Elefanten die Wasserpumpe benutzt haben, um an Wasser zu kommen, mit dem er dann die Feuer löschte. Dann soll die Gruppe zielstrebig auf das Haus zugegangen sein, in dem am meisten Reis gelagert war. Einer riss das Haus nieder und die Gruppe fing an zu essen. Anschließend sollen sie ohne großen Kommentar still und friedlich abgezogen sein. Eigentlich wurden in Orissa und in gerade dieser Gegend schon lange keine Elefanten mehr gesehen, jedoch muss es diese Gruppe auf der Suche nach Futter bis hier in die Berge verschlagen haben, was mir gestern den ersten Kontakt mit wilden Elefanten beschert hat und es war wirklich ein Imposanter Anblick, als die Gruppe auf die Spitze des Hügels zog. Ich hoffe nur, dass sie letzte Nacht nicht auf der falschen Seite vom Hügel runter kamen, sondern das Dorf in Ruhe ließen. Das werde ich jedoch sicher die nächsten Tage erfahren und natürlich berichten.